Die Eigenkapitalquote ist so ein Begriff, den viele Unternehmer schon mal gehört haben – aber nicht alle wissen: Sie entscheidet mit darüber, ob ihr einen Investitionskredit bekommt.
Oder ob es heißt: „Tut uns leid, Ihr Eigenkapital ist zu niedrig.“
In diesem Artikel erfahrt ihr: Was genau die Eigenkapitalquote ist (und warum Banken sie so ernst nehmen),
Wie ihr eure Eigenkapitalquote verbessert – auch ohne direkt Tausende Euro einzuschießen,
Und welche Rolle sie bei der Kreditvergabe wirklich spielt.
1. Was ist die Eigenkapitalquote?
Die Eigenkapitalquote zeigt, wie stark euer Unternehmen aus eigener Kraft finanziert ist – also wie viel „Haut ihr selbst im Spiel habt“.
Formel: Eigenkapital / Gesamtkapital × 100
Beispiel:
- Eigenkapital: 50.000 €
- Fremdkapital (z. B. Kredite): 150.000 €
- Gesamtkapital: 200.000 €
→ Eigenkapitalquote = 25 %
Tipp: Je höher die Quote, desto stabiler wirkt euer Unternehmen – und desto mehr Vertrauen habt ihr bei Banken.
2. Warum ist die Eigenkapitalquote für Investitionskredite so wichtig?
Für die Bank ist sie ein zentraler Indikator für euer finanzielles Risiko.
Hohe Eigenkapitalquote heißt:
Ihr könnt Verluste besser auffangen
Ihr seid weniger abhängig von Fremdkapital
Ihr habt „skin in the game“ – also selbst investiert
Niedrige Eigenkapitalquote heißt für die Bank:
✘ Höheres Ausfallrisiko
✘ Geringerer Spielraum bei Krisen
✘ Höhere Wahrscheinlichkeit für Zahlungsausfälle
Banklogik:
„Wenn ihr selbst kaum Eigenmittel einbringt – warum sollten wir dann das ganze Risiko tragen?“
3. Welche Eigenkapitalquote gilt als „gut“?
Unternehmensgröße | Ideale Quote |
---|---|
Kleinunternehmen | > 20 % |
Mittelständisches Unternehmen | > 25–30 % |
Start-ups (mit Risiko) | mind. 10–15 % |
Kapitalintensive Branchen | > 35 % |
Aber wichtig: Die Branche spielt eine Rolle. Ein IT-Dienstleister kann mit 15 % noch okay dastehen – ein Bauunternehmen mit Maschinenpark braucht mehr.
4. Wie könnt ihr eure Eigenkapitalquote verbessern?
Auch wenn’s auf den ersten Blick nicht so einfach klingt – es gibt viele praktische Hebel:
1. Gewinne einbehalten statt ausschütten
→ Ein Klassiker: Wenn ihr am Jahresende Gewinne nicht komplett entnehmt, bleibt mehr im Unternehmen = mehr Eigenkapital
Tipp: Auch kleinere Gewinnvorträge verbessern langfristig eure Quote
2. Private Mittel als Eigenkapital einbringen
→ Gerade bei Einzelunternehmen oder UGs ist eine private Einlage oft sinnvoll – z. B. als Nachschuss oder Einlage auf das Gesellschafterkonto
3. Beteiligungskapital nutzen
→ Beteiligungsgesellschaften oder Business Angels bringen Eigenkapital ins Unternehmen – ohne klassischen Kredit
Vorteil: Ihr bekommt Kapital, verbessert die Eigenkapitalquote und erhöht eure Kreditwürdigkeit
4. Sachwerte aktivieren
→ Maschinen, Software oder Fahrzeuge, die euch gehören, aber nicht in der Bilanz stehen, können ggf. aktiviert werden – je nach steuerlicher Situation
Mit eurem Steuerberater abstimmen!
5. Schulden abbauen (Fremdkapital senken)
→ Auch das verbessert die Quote, weil das Gesamtkapital gleich bleibt, aber der Fremdanteil sinkt
Tipp: Umschuldung, Sondertilgung oder Leasing statt Kredit können helfen
6. Zuschüsse clever einsetzen
→ Öffentliche Zuschüsse (z. B. Digitalisierungs- oder Innovationsförderung) gelten nicht als Fremdkapital, sondern erhöhen direkt das Eigenkapital
5. Wie wirkt sich eine bessere Eigenkapitalquote konkret aus?
Bessere Kreditkonditionen
→ Niedrigere Zinssätze, längere Laufzeiten, höhere Kreditbeträge
Mehr Spielraum bei Sicherheiten
→ Weniger Notwendigkeit für private Bürgschaften oder Immobilien
Höhere Chancen bei Förderprogrammen
→ Viele Förderbanken erwarten eine solide Eigenkapitalbasis
Besseres Rating bei der Bank
→ Banken bewerten euer Unternehmen systematisch – ein Pluspunkt bei der Eigenkapitalquote verbessert euer internes Rating
6. Häufige Irrtümer zur Eigenkapitalquote – und wie ihr sie vermeidet
1. „Ich brauche kein Eigenkapital, ich will ja einen Kredit.“
→ Falsch – ohne Eigenkapital kriegt ihr oft keinen oder nur teuren Kredit
2. „Ich packe einfach alles ins Privatvermögen.“
→ Nett gemeint, aber: Nur Kapital IM Unternehmen zählt – nicht euer Auto oder euer Ferienhaus
3. „Ich kann später ja noch was nachschießen, wenn die Bank fragt.“
→ Das ist zu spät – Bonität wird VOR Kreditvergabe bewertet
4. „Ich hab doch gute Ideen – das reicht.“
→ Ideen sind super, aber die Bank finanziert keine Träume – sondern Zahlen
7. Fazit: Die Eigenkapitalquote entscheidet oft über „Ja“ oder „Nein“
Wer solide Eigenmittel mitbringt, hat bei Investitionskrediten die deutlich besseren Karten.
Was ihr mitnehmen solltet:
Ab 20–30 % Quote seid ihr auf der sicheren Seite
Gewinne nicht ausschütten, sondern stehen lassen
Beteiligungskapital & Zuschüsse stärken eure Bilanz
Auch Umschuldung oder Aktivierung kann helfen
Tipp: Eure Eigenkapitalquote ist ein strategisches Steuerungstool – kümmert euch aktiv drum, nicht erst beim Kreditgespräch!
Wie sieht’s bei euch aus – habt ihr eure Eigenkapitalquote im Blick? Oder sucht ihr noch Wege, sie zu verbessern? Schreibt’s mir in die Kommentare – ich helfe gerne weiter!