Viele denken bei Investitionskrediten sofort an GmbHs, Handwerksbetriebe oder mittelständische Unternehmen.
Aber auch Selbstständige und Freiberufler haben regelmäßig Investitionsbedarf – sei es ein neues Büro, technische Ausstattung, Fahrzeuge oder digitale Infrastruktur.
Das Problem: Banken sind bei Selbstständigen oft zurückhaltender als bei Kapitalgesellschaften – denn das Ausfallrisiko gilt als höher, die Einnahmen schwanken, es gibt oft keine klassische Bilanz.
In diesem Artikel erfahrt ihr: Wie Selbstständige und Freiberufler trotzdem erfolgreich Investitionskredite bekommen,
Welche Unterlagen besonders wichtig sind,
Worauf Banken achten – und wie ihr euch optimal vorbereitet.
1. Wer zählt eigentlich als Selbstständiger oder Freiberufler?
Selbstständige:
Alle, die auf eigene Rechnung arbeiten, unabhängig von einer juristischen Gesellschaftsform.
→ z. B. Solo-Selbstständige, Einzelunternehmer, Kleinunternehmer, Freie Berufe ohne GmbH
Freiberufler:
Besonderer Status im Steuerrecht. Dazu zählen u. a.:
- Ärzte, Heilpraktiker
- Rechtsanwälte, Steuerberater
- Journalisten, Designer, Künstler
- IT-Dienstleister, Übersetzer
Beide Gruppen können grundsätzlich Investitionskredite beantragen – müssen aber etwas anders auftreten als Kapitalgesellschaften.
2. Warum haben es Selbstständige oft schwerer bei der Kreditvergabe?
Banken bewerten Kreditanträge immer nach Risikogesichtspunkten.
Bei Selbstständigen sind folgende Punkte oft kritisch:
- Kein regelmäßiges, fixes Einkommen
- Keine Bilanz (bei EÜR)
- Kein Arbeitgeber, keine Absicherung durch Arbeitsverträge
- Persönliche Haftung mit dem Privatvermögen
- Geringe Rücklagen
- Saisonale Schwankungen
Das heißt: „Man weiß nicht genau, wie viel du nächsten Monat verdienst – also ist das Risiko höher.“
Aber: Mit guter Vorbereitung könnt ihr trotzdem überzeugen!
3. Welche Investitionen sind für Selbstständige typisch?
Neue Ausstattung (Laptop, Kamera, Technik)
Büroeinrichtung oder Coworking-Möbel
Firmenfahrzeug
Marketingmaßnahmen (z. B. Website, Kampagnen)
Fortbildung oder Beratung
Praxis- oder Kanzleiumbau
Software, Server, Tools zur Automatisierung
Viele dieser Investitionen sind klein bis mittelgroß (z. B. 5.000–50.000 €) – daher eignen sich auch spezielle Mikrokredite oder Förderkredite besonders gut.
4. Welche Unterlagen braucht ihr?
Wichtig für euren Kreditantrag:
Für alle:
- Personalausweis
- Schufa-Selbstauskunft
- Steuerbescheide der letzten 2–3 Jahre
- Nachweis über bestehende Kredite oder Leasingverträge
- Aufstellung eurer Einnahmen & Ausgaben (EÜR)
Zusätzlich bei Investitionen:
- Investitionsplan / Verwendungszweck
- Angebote / Rechnungen zur geplanten Anschaffung
- Liquiditätsplanung (wie wollt ihr die Raten zahlen?)
- Eventuell Businessplan (bei Neugründung oder größeren Projekten)
Tipp: Wer keine Bilanz hat, muss über Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) und saubere Unterlagen Vertrauen schaffen.
5. Welche Kreditarten eignen sich?
Hausbankkredit (klassisch):
→ Mit guter Bonität auch für Freiberufler möglich – ab ca. 10.000 €
KfW-Förderkredite:
→ z. B. KfW-StartGeld (bis 125.000 €), ERP-Förderkredit
→ Besonders geeignet für Gründer & kleine Selbstständige
→ Geringere Sicherheiten nötig, oft tilgungsfreie Anlaufjahre
Mikrokredite:
→ Volumen: 1.000–25.000 €
→ Ideal für kleinere Anschaffungen
→ Häufig über spezielle Institute oder Programme (z. B. Mikrokreditfonds Deutschland)
Bürgschaftsbank-Kredit:
→ Wenn keine Sicherheiten vorhanden sind
→ Bürgschaftsbanken übernehmen bis zu 80 % des Risikos für die Bank
Online-Plattformen (z. B. auxmoney, Funding Circle):
→ Flexible, schnelle Kreditvergabe, aber oft höhere Zinsen
→ Gut für Freelancer mit stabiler Auftragslage
6. Worauf achten Banken besonders bei Selbstständigen?
1. Einnahmenhistorie
→ Konstante Umsätze = Vertrauen
2. Steuerbescheide & pünktliche Zahlungen
→ Keine Rückstände beim Finanzamt? Sehr gut.
3. Verwendungszweck der Investition
→ Investitionen mit direktem Bezug zum Business (z. B. Kamera für Fotograf) sind überzeugender als „PKW, vielleicht privat auch“.
4. Rückzahlungskonzept
→ Wie genau wollt ihr die Kreditrate decken?
5. Bonität (Schufa, private Kredite)
→ Auch private Konten werden oft mitgeprüft – also hier sauber bleiben!
7. Typische Fehler – und wie ihr sie vermeidet
1. Keine genaue Planung der Investition
→ „Ich will was anschaffen“ ist zu vage – besser mit konkretem Angebot belegen
2. Schlechtes Zahlungsverhalten in der Vergangenheit
→ Schufa-Auskunft vorher selbst checken!
3. Keine Rücklagen für Notfälle
→ Zeigt der Bank, dass ihr in Krisen zahlungsfähig bleibt
4. Zu hoher Kreditbetrag
→ Lieber realistisch kalkulieren – nicht gleich das Maximum anfragen
5. Fehlende Trennung von Privat & Geschäft
→ Privatnutzung von Anschaffungen immer offen deklarieren
Selbstständige & Freiberufler können erfolgreich investieren – mit guter Vorbereitung
Auch wenn’s manchmal schwerer ist – Investitionskredite stehen nicht nur Kapitalgesellschaften offen.
Mit einem klaren Konzept, sauberen Zahlen und passenden Programmen bekommt ihr euer Vorhaben auch als Freelancer oder Soloselbstständiger finanziert.
Auf einen Blick:
Saubere EÜR und Steuerbescheide sind eure „Bilanz“
Investitionen konkret planen & belegen
Förderprogramme & Mikrokredite nutzen
Bürgschaften können helfen, wenn Sicherheiten fehlen
Frühzeitig beraten lassen – z. B. bei IHK, Hausbank oder Steuerberater
Seid ihr selbstständig und habt schon einen Kredit aufgenommen? Oder plant ihr gerade eine Investition? Schreibt mir eure Erfahrungen oder Fragen in die Kommentare – ich helfe gern!