Einer der häufigsten Fehler bei Investitionskrediten ist, das Kreditvolumen falsch einzuschätzen. Entweder wird zu wenig aufgenommen und man steht plötzlich vor Finanzierungslücken, oder man leiht zu viel und zahlt unnötige Zinsen.
In diesem Artikel zeige ich euch, wie ihr die richtige Kredithöhe für euer Vorhaben ermittelt, welche Faktoren ihr berücksichtigen müsst und wie ihr dabei flexibel bleibt.
Warum die richtige Kredithöhe so wichtig ist
Ein Investitionskredit ist kein „One-Size-Fits-All“-Produkt. Die Kredithöhe muss genau auf eure Bedürfnisse und eure finanzielle Situation abgestimmt sein. Ein zu hoher Kredit belastet eure Finanzen mit unnötigen Kosten, während ein zu niedriger Kredit die Umsetzung eures Vorhabens gefährden kann.
Euer Ziel:
- So viel wie nötig aufnehmen, aber so wenig wie möglich.
1. Kosten realistisch kalkulieren
Der erste Schritt besteht darin, die Kosten eurer Investition genau zu ermitteln. Dazu gehören nicht nur die offensichtlichen Ausgaben, sondern auch versteckte oder indirekte Kosten.
Beispiel:
- Direkte Kosten: Anschaffung von Maschinen, Immobilienkauf, Renovierungskosten.
- Indirekte Kosten: Transport, Installation, Schulungen für Mitarbeiter, Wartung.
- Reserve: Unvorhergesehene Kosten, z. B. Preissteigerungen oder Verzögerungen.
Tipp: Plant einen Puffer von 10–15 %, um auf unvorhergesehene Ausgaben vorbereitet zu sein.
2. Einnahmen und Nutzen abschätzen
Überlegt euch, wie die Investition eure Einnahmen oder Effizienz steigern wird. Ein Kredit sollte sich durch die zusätzliche Wertschöpfung amortisieren – und das am besten schnell.
Fragen, die ihr euch stellen solltet:
- Wie schnell bringt die Investition Einnahmen?
- Wie hoch wird der erwartete Gewinn sein?
- Gibt es Risiken, dass die geplanten Einnahmen ausbleiben?
3. Eigenkapital einplanen
Die meisten Banken erwarten, dass ihr einen Teil der Kosten selbst tragt – typischerweise 20–30 % des Gesamtbetrags. Dadurch zeigt ihr, dass ihr bereit seid, eigenes Risiko zu tragen.
Beispiel:
Für eine Investition von 100.000 € benötigt ihr bei 20 % Eigenkapital 20.000 € aus eigenen Mitteln und könnt 80.000 € finanzieren.
Tipp: Prüft Förderprogramme, die den Eigenkapitalanteil senken können.
4. Rückzahlungsfähigkeit prüfen
Euer Kreditvolumen muss so bemessen sein, dass ihr die monatlichen Raten problemlos stemmen könnt – selbst in Zeiten, in denen das Geschäft nicht optimal läuft.
Rechnung:
- Wie hoch sind eure Fixkosten (Miete, Gehälter, Betriebskosten)?
- Wie viel bleibt monatlich übrig, um die Raten zu zahlen?
- Plant einen Puffer für unvorhergesehene Umsatzeinbrüche ein.
Tipp: Wählt lieber eine längere Laufzeit mit niedrigeren Raten, wenn eure Einnahmen schwanken könnten.
5. Flexibilität einbauen
Die Zukunft ist unvorhersehbar. Euer Kredit sollte so gestaltet sein, dass ihr flexibel auf Veränderungen reagieren könnt.
Optionen:
- Sondertilgungen: Damit könnt ihr schneller zurückzahlen, wenn es gut läuft.
- Tilgungsfreie Anlaufjahre: Ideal, wenn eure Investition erst später Einnahmen generiert.
- Variabler Zinssatz: Kann bei sinkenden Marktzinsen günstiger sein (aber Vorsicht vor Zinserhöhungen).
6. Vergleichen, vergleichen, vergleichen
Nicht jede Bank bietet die gleichen Konditionen. Holt mehrere Angebote ein und prüft, welches am besten zu euren Anforderungen passt.
Vergleichskriterien:
- Effektiver Jahreszins.
- Gebühren und versteckte Kosten.
- Flexibilität der Rückzahlung.
- Erfahrung der Bank mit eurem Geschäftsfeld.
7. Was tun, wenn der Kreditrahmen überschritten wird?
Trotz aller Planung kann es passieren, dass die Investition teurer wird als gedacht. In diesem Fall ist schnelles Handeln gefragt.
Optionen:
- Nachverhandlungen mit der Bank: Klärt, ob der Kreditrahmen erhöht werden kann.
- Zusätzliche Fördermittel: Prüft, ob es noch ungenutzte Fördermöglichkeiten gibt.
- Kurzfristige Überbrückungskredite: Diese sollten jedoch nur eine Notlösung sein.
Die richtige Einschätzung des Kreditvolumens ist ein Balanceakt zwischen ausreichender Finanzierung und Kostenkontrolle. Mit einer gründlichen Planung, realistischen Kalkulationen und einem klaren Blick auf eure Einnahmen und Ausgaben könnt ihr sicherstellen, dass ihr weder zu viel noch zu wenig aufnehmt. Wie kalkuliert ihr eure Kredite? Habt ihr Tipps oder Erfahrungen, die anderen helfen könnten? Teilt sie gerne in den Kommentaren – ich freue mich auf den Austausch!
Bis bald, Euer Oleg